Zur Geschichte und Zukunft des HEGIGustav Hegi (1876–1932), ein gebürtiger
Schweizer, seit 1902 Kustos am Botanischen
Garten in München, hatte 1905 für den Verlag
von J. F. Lehmann eine Alpenflora geschrieben,
die besonders durch ihre guten
Farbillustrationen ein großer Erfolg wurde.
Der Verleger wünschte sich ein ähnliches
Werk für die deutsche Flora, einen Tafelband
mit knappen Erläuterungen. Dr. Hegi, damals
gerade dreißig Jahre alt, übernahm die Arbeit
mit Begeisterung. Er mochte sich nicht auf
knappe Beschreibungen beschränken, er
wollte alles Wissenswerte über die Arten zusammentragen.
Als die Bearbeitung der
Pflanzen 1929 trotz des ersten Weltkrieges
und der Inflation abgeschlossen war, lag das
umfassendste Standardwerk über die mitteleuropäische
Flora vor. Hegi hatte fast zwei
Drittel der 7800 Seiten geschrieben, Helmut
Gams (1893–1976) und Albert Thellung
(1881–1921) bearbeiteten große Familien.
Das Werk fehlte in keiner größeren Schulbibliothek,
und jeder, der intensiv über die
Flora arbeiten wollte, mußte es haben. Nur
wenige Jahre nach der Fertigstellung des
Werkes starb Gustav Hegi. Zwei Bände einer
zweiten, wenig veränderten Auflage erschienen
1936 und 1939. Nach dem Krieg wurde
das Werk zunächst vom Hanser-Verlag weitergeführt,
dann vom Verlag Paul Parey übernommen.
In dieser Tradition steht jetzt der
Parey Buchverlag. In den letzten Jahren haben zwei Entwicklungen unsere Vorstellungen über die Verwandtschaftsverhältnisse der Pflanzen und damit das System teilweise dramatisch verändert. Zum einen wurden DNA-analytische Methoden eingeführt, die mit zunehmender Zahl der untersuchten Arten und Gene das System vor allem auf der Ebene der Familien und höheren Taxa revolutioniert haben. Außerdem werden zunehmend die Prinzipien der sogenannten phylogenetischen Systematik akzeptiert, die fordern, daß die Sippen jeweils geschlossene Abstammungsgemeinschaften („Stammbaumäste“) umfassen. Allmählich konsolidiert sich so ein neues System der Blütenpflanzen, das die grundlegende Zweiteilung in Ein- und Zweikeimblättrige nicht mehr akzeptiert und in dem z.B. die Lemnaceae in die Araceae und die Chenopodiaceae in die Amaranthaceae eingeschlossen werden. Auch wenn diese Veränderungen keineswegs abgeschlossen sind und auch nicht so bald abgeschlossen werden, wird sich der HEGI in Zukunft darum bemühen, die neuesten Vorstellungen zur Verwandtschaft der Pflanzen zu berücksichtigen. Da eine völlige Umstellung des Inhaltes der einzelnen Bände nicht möglich sein wird, soll jedem neu erscheinenden Band eine kurze Einleitung zur Verwandtschaft der darin enthaltenen Familien vorangestellt werden. Damit wird der HEGI versuchen, modernste Ideen der systematischen Forschung kurz zusammengefaßt zu präsentieren. |
HEGI´s History and FutureThe Illustrated Flora of Central Europe, written by the Swiss botanist Gustav Hegi from 1905 to 1929, is the most extensive standard work in the field, comprising everything worth knowing about the individual species. Today the Flora is a work engaging the efforts of a whole team of botanists. It had to adapt to modern views of species delimitation, new subject areas had to be taken into account, and the dynamics of the development in the flora had to be registered. The task of appraising the greatly increased amount of literature on a plant group is becoming more and more difficult. Consequently not all volumes are available as yet in a revised edition and the time taken for revision is often longer than the publishing house and editors would like it to be. Last but not least, some of our views about the relationships between plants have changed dramatically. For that reason, every volume from now on will present a brief introduction dealing with the relatedness of the families it contains. The HEGI will thus attempt to present the most up-to-date ideas of systematic research in a brief synopsis. |